Eine hochmoderne Medienversorgung kann auch unter Berücksichtigung älterer Empfangsgeräte funktionieren. Das zeigt das Beispiel der kirchlichen Stiftung in Bayern, die in Zusammenarbeit mit WISI eine TV-Versorgung für ihre Einrichtung für Menschen mit Behinderung aufbaute. Von Thomas Fuchs.
Moderne TV-Versorgung für das Dominikus-Ringeisen-Werk am Standort Ursberg
Laut Astra-TV-Monitor 2021 ist der Satellit nach wie vor mit 17 Millionen empfangenden Haushalten aktuell die führende Verteilinfrastruktur für Fernsehen in Deutschland. Dies entspricht einem Marktanteil von 45,7%, gefolgt vom Kabel mit 41,9%. Damit hat der Satellit auch seit der Analogabschaltung vor einem Jahrzehnt nach wie vor nichts an seiner Bedeutung verloren. Im Gegenteil. Die Welt und Verteilinfrastrukturen haben sich weiterentwickelt. Insbesondere die Kombination von Satelliten-Zuführung und die Signalverteilung in Glasfasernetzen wird immer beliebter, denn diese verbindet eine vielfältige Programmauswahl in SD-, HD- und UHD-Bildqualität mit den leistungsfähigsten Bandbreiten. Wohin der Weg beim Aufbau einer hochmodernen Medienversorgung auch unter Berücksichtigung älterer Empfangsgeräte führen kann, zeigt das Beispiel des Dominikus-Ringeisen-Werkes am Standort Ursberg. Auf diesem leben über 1.000 Menschen mit Behinderung und Schwestern der St. Josefskongregation des Dominikus-Ringeisen-Werks. Dort baut WISI in enger Zusammenarbeit mit dem Werk seit einigen Jahren schrittweise mit seiner TANGRAM Plattform eine zukunftssichere TV-Versorgung auf.
TV ist Infoquelle und Unterhaltung
Je nach Eigeninteresse sagen viele Marktakteure seit langem dem Linear-TV den Niedergang voraus. Doch auch im Sommer 2022 erfreut es sich bester Gesundheit. Für viele Millionen von Menschen ist das Fernsehen nach wie vor ein zentrales Medium. Ob als Informationsquelle über das Weltgeschehen oder um einfach nur unterhalten zu werden. Das Fernsehen bringt insbesondere auch Bewohnerinnen und Bewohner unterschiedlichsten Alters, die in Wohnheimen, Seniorenzentren oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderung leben, ein wichtiges Stück Lebensqualität nachhause.
Der Standort Ursberg des Dominikus-Ringeisen-Werkes umfasst eine Fläche von 700.000 Quadratmetern. Dazu gehören mehr als 80 Liegenschaften, die sich seit 1884 rings um die ehemalige Prämonstratenser-Abtei Ursberg und das Mutterhaus der St. Josefskongregation entwickelt haben.
Dies sind zum Beispiel viele Wohnanlagen, wie z.B. Kleinsthaus Siedlung mit 15 Häusern, verschieden Förderzentren, Ausbildungswerkstätten, ein zentrales Versorgungszentrum, schulische und Bildungseinrichtungen, die Klostergärtnerei, eine eigene Brauerei und Laden sowie ein Energiezentrum für die Eigenversorgung. Neben etwa 966 Menschen mit Behinderung leben hier ständig rund 64 Schwestern und auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Gelände. Hinzu kommen täglich 245 Menschen mit Behinderung aus der Umgebung und etwa 2600 Mitarbeiter.
Flächendeckendes Glasfasernetz
Während die Glasfaser im ländlichen Raum auch heute noch nicht zur Regel gehört, hat die Leitung des Dominikus-Ringeisen-Werks schon seit rund 25 Jahren weitsichtig auf die Zukunftstechnologie gesetzt und schrittweise in ein flächendeckendes Glasfasernetz für die weitläufige Liegenschaft investiert. Dieses wird zentral vom Rechenzentrum gesteuert und überwacht.
Über dieses Netz wurden schon sehr früh die Prozesse der Klienten-Verwaltung digitalisiert und die Klienten der Wohnanlagen mit Internet versorgt.
Aufbau TV-Versorgung
Lange Zeit wurden die TV-Geräte in den Liegenschaften und Wohneinheiten über ein im Energiezentrumuntergebrachtes älteres Kopfstellensystem versorgt. Da vor einigen Jahren absehbar war, dass es für dieses System schon mittelfristig keine geeigneten Ersatzmodule mehr geben würde, hat sich der für die TV-Versorgung zuständige stellvertretende Leiter des werkseigenen Elektrobetriebs Franz Dankel mit technischen Alternativen befasst. Dabei sollten die Möglichkeiten des Glasfasernetzes für den Aufbau einer neuen zukunftssicheren TV-Versorgung genutzt werden, die verschiedene Endgeräte und Empfangssituationen berücksichtigt.
Gesucht wurde eine Lösung, mit der sich im ersten Schritt Satellitenprogramme ins IPTV-Format für die Verteilung via Glasfaser auf dem gesamten Campus umsetzen lassen. Nach einer intensiven Sondierung der im Markt angebotenen Systemlösungen kam der Elektrobetrieb über einen WISI-Partner mit dem Spezialisten für Empfangs- und Verteiltechnik aus Niefern in Kontakt.
Seine Wahl fiel auf die vielseitige Videoverarbeitungsplattform TANGRAM. Diese ist ein leistungsstarkes “High Density” digitales TV Headend für Zuführung und Verteilung von digitalem TV über IP-Netze und “End to End” IPTV Systeme. TANGRAM ist auch für On Demand TV, Connected TV und OTT (Over The Top) alias Web TV einsetzbar. Die Plattform lässt sich flexibel nach Kundenwunsch aufbauen und konfigurieren und verfügt über ein leistungsfähiges DVB „Stream Processing“ in einem 1 RU Chassis Konzept. Das TANGRAM Chassis lässt sich mit 6 + 1 Modulen ausrüsten.
Für die Implementierung und den Betrieb des Kopfstellensystems wurden Mitarbeiter in der WISI-Zentrale geschult. Im ersten Schritt erfolgte dann neben dem bestehenden alten Kopfstellensystem die Installation einer TANGRAM Grundeinheit für die Umsetzung von empfangenen SAT-TV-Programmen in IPTV. Diese ist mit einem 19“ Sat-Verteiler DC284S0T, 5 Frontendeinheiten GT31W mit jeweils 4 Universaleingangstunern sowie dem Entschlüsselungsmodul GT42W mit 4 CI-Schächten für SKY-Programme bestückt.
Über diese Basiseinheit werden derzeit als Basisversorgung für den Campus 80 TV-Programme in SD- und HD-Qualität in das Glasfasernetz eingespeist. Hinzu kommen noch diverse verschlüsselte SKY-Programme, die von Interessierten in den Wohnanlagen gebucht werden können.
Die Vielseitigkeit der WISI-Lösung zeigt sich beim zweiten Schritt zur Erweiterung der neuen Kopfstelle. Nach der Umsetzung von SAT in IPTV hat sein Team zwei weitere TANGRAM Basiseinheiten installiert. Mit diesen lassen sich IPTV-Programme in DVB-C und in PAL analog umsetzen. Mit der Erweiterung wurde insbesondere der Tatsache Rechnung getragen, dass viele der auf dem Campus lebenden über moderne TV-Geräte mit integrierten DVB-C Tunern verfügen, die sich so perfekt nutzen lassen.
Darüber hinaus kann, wo es die Infrastruktur nicht besser zulässt, ein besseres TV-Signal über das alte PAL-analog-System eingespeist werden. Zugleich wurde der Erweiterungsschritt genutzt, um das Kamerasignal der Kapelle und einen Infokanal für den Campus in das Gesamtsystem einzuspeisen. Deren Signale werden über eine ebenfalls an der zentralen Kopfstelle untergebrachten Basiseinheit des softwarebasierten Kopfstellensystems Chameleon von einem Encoder von HDMI in IPTV umgesetzt.
Dominikus-Ringeisen-Werk
Der Standort Ursberg in Schwaben ist der Stammsitz des Dominikus-Ringeisen-Werks. Diese kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts begleitet und assistiert mit vielfältigen Angeboten und Dienstleistungen Menschen mit Behinderung an zahlreichen Orten in Bayern. An den verschiedenen Standorten sind insgesamt über 4.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Werk tätig.
Das Werk geht auf Dominikus Ringeisen zurück, der 1884 die ehemalige Prämonstratenser-Abtei Ursberg erwarb und hier seine erste Einrichtung für Menschen mit Behinderung errichtete. 1897 erhielt er die staatliche und kirchliche Genehmigung zur Gründung einer Schwesterngemeinschaft, der St. Josefskongregation Ursberg.
Hauptanliegen der Stiftung ist die Assistenz, Betreuung, Förderung und Erziehung, schulische und berufliche Ausbildung, Beschäftigung, Beratung und Pflege von behinderten sowie von Behinderung bedrohter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener.
Abbildung Informationszentrale + Hauptverwaltung des Dominikus-Ringeisenwerks Mutterhaus der St. Josefskongregation © Dominikus-Ringeisenwerk
Interview mit Franz Dankel, Stellvertretender Leiter des Elektrobetriebs des Dominikus-Ringeisen-Werkes
Uns war schon früh klar, dass sich die Breitbandversorgung unseres Hauptstandortes in Ursberg nur zukunftssicher mit der Glasfaser realisieren lässt und damit auch erhebliche Investitionen verbunden sind. Die ersten Planungen dafür begannen vor der Jahrtausendwende. Der schrittweise Ausbau startete dann 2003 Heute verfügen wir auf dem gesamten Gelände über ein flächendeckendes Netz zur Versorgung aller angeschlossenen über 80 Liegenschaften mit einer Gesamtlänge von etwa 20 Kilometern. Zudem wird das Netz stetig weiterentwickelt und optimiert.
Die Pandemie und die damit verbundenen besonderen Restriktionen für das Dominikus-Ringeisen-Werk am Standort Ursberg haben sehr deutlich gezeigt, dass unsere damalige Entscheidung richtig war. Für die hier ständig lebenden rund 1.000 Menschen mit Behinderung sowie die Schwestern und Mitarbeiter bildete das Internet neben dem Telefon in den beiden vergangenen Jahren das Rückgrat der Kommunikation zu deren Familien und nach außen.
Dies gehört am Standort zur Grundversorgung aller Liegenschaften. Dort stehen natürlich die Kernprozesse an erster Stelle. Jedem Bewohner wird ein Kostenloser (mit Jugendschutzfilter) Internetzugang als Grundversorgung zur Verfügung gestellt. Auf höhere Bandbreiten kann, gegen ein entsprechendes Entgelt, zugegriffen werden.
Die Pandemie hat ja nicht nur bei uns, sondern rund um den Globus überall gezeigt, wie wichtig das Fernsehen als Informationsquelle und für die Unterhaltung ist. Insbesondere für die hier lebenden Menschen mit Behinderung halte ich es grundsätzlich für elementar und einen wichtigen Bestandteil der Lebensqualität. Selbstverständlich gilt dies auch für die hier lebenden Schwestern und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Im Grunde genommen zwei. Zum einen muss das System flexibel, leistungsfähig, wartungsarm, erweiterbar und zukunftssicher sein. Es sollte auch wenig Platz benötigen. Der zweite Aspekt ist ein betriebswirtschaftlicher. Das Dominikus-Ringeisen-Werk muss genauso wirtschaftlich handeln wie ein Unternehmen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis muss stimmen, bevor unsere Geschäftsführung entsprechenden Investitionen in unser Glasfasernetz und die TV-Versorgung zustimmt.
Nach der Abschaltung der analogen Programmverbreitung via Satellit war uns klar, dass die bisher genutzte Kopfstellentechnik für die TV-Versorgung des Campus nur eine sehr begrenzte Zukunft hat. Es wurde immer schwerer, ausgefallene Module für ein System zu ersetzen, das nicht mehr hergestellt wird. Mit dem Unternehmen kamen wir dann über einen WISI-Technologiepartner ins Gespräch. Wir informierten uns umfassend über technische Alternativen, die eine moderne und vor allem ausbau- und zukunftsfähige TV-Versorgung über Glasfaser ermöglichen. Es folgten Schulungen und letztlich die Implementierung der ersten TANGRAM Grundeinheit für die Umsetzung von Sat-Empfang in IPTV inklusive der Möglichkeit SKY-Programme bereitzustellen. Damit können wir aktuell eine Grundversorgung mit rund 80 Programmen in SD- und HD-Qualität sowie Pay-Sender für Interessierte über unser Glasfasernetz anbieten.
Ja. Es besteht inzwischen aus drei TANGRAM Grundeinheiten, die wir unter anderem für die Umsetzung von IPTV in DVB-C nutzen, da die allermeisten modernen TV-Geräte in den Wohnbereichen mit einem entsprechenden Tuner ausgestattet sind. Mit der zweiten Grundeinheit setzen wir IPTV in PAL analog um, um auch teilwiese auf dem Gelände noch vorhandene älterer TV-Geräte mit entsprechender analoger Empfangstechnik versorgen zu können.
Wir bauen aktuell das Angebot an PAL Analogprogrammen weiter aus. Zudem planen wir die Übertragung von Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen am Standort.
Über WISI Communications GmbH & Co KG
Wilhelm Sihn jr. gründete WISI im Jahr 1926 in Niefern-Öschelbronn (Deutschland). Mehr als 90 Jahre später gehört das Hightech-Unternehmen zu den weltweiten Pionieren der Breitband-Empfangs- und Verteiltechnik. Heute ist WISI weltweit in den Geschäftsfeldern Komponenten für Breitbandnetze, Lichtwellenleiter für Breitband, digitaler Signalempfang, Verarbeitung und Modulation für TV und Radio sowie Inhouse-Multimedia tätig. WISI beschäftigt derzeit 600 Mitarbeiter an Standorten in Deutschland, Europa, Kanada und Asien. Das Unternehmen hat Tochtergesellschaften in Frankreich, Österreich, der Schweiz, Schweden, Bulgarien, Spanien, Kanada, Dubai und China. Darüber hinaus arbeitet WISI mit mehr als 100 Partnern in den wichtigsten internationalen Märkten zusammen.
Mehr Informationen finden Sie unter wisigroup.com